Schlosstheater
Schlosstheater
Schlosstheater
ab 14 Jahren
Eine junge, unbescholtene Frau wird innerhalb weniger Tage zur Mörderin. Was hat zu dieser dramatischen Entwicklung geführt? Aufgrund ihrer zufälligen Bekanntschaft mit einem Straftäter und des Verdachts, ihm zur Flucht verholfen zu haben, gerät Katharina Blum in den Fokus der Polizei. In den Verhören versucht sie, ihre Würde zu wahren und den Mann, in den sie sich verliebt hat, zu schützen. Ein Journalist der „ZEITUNG“ macht sich darauf einen eigenen Reim und transportiert ein Zerrbild der Verdächtigten in die Öffentlichkeit. Die tendenziöse Darstellung und Verbreitung privater Details bedeuten nicht nur für Katharina, sondern auch für ihr Umfeld eine enorme Belastung. Gegenstand der viel beachteten Erzählung sind die Praktiken der Boulevardpresse, die durch offene Lügen, verdrehte Fakten und Vorverurteilungen die Meinungsbildung manipuliert. Hellsichtig zeichnet Heinrich Böll das Bild einer zutiefst patriarchalen Gesellschaft, in der Populismus und Sexismus destruktiv zusammenwirken. Die Verhältnisse von vor 50 Jahren haben sich im digitalen Raum weiter verschärft. Das Verhältnis zur Wahrheit hat sich derart verschlechtert, dass wir mit einigem Grund davon ausgehen, in einem „postfaktischen Zeitalter“ zu leben.
In seiner Erzählung, die er selbst als Pamphlet bezeichnet hat, schärft Böll den Blick für die Fragilität unserer Grundwerte und die Grenzen medialer Freiheit. Nur wenn ein Mensch seine Würde wahren kann, ist er wirklich frei.