Wie ist es zur Notwendigkeit einer Konsolidierung gekommen?

Fragen der CZ vom 18.9. an Andreas Döring & Claus Becker im Wortlaut

Das Land hat seine Zusage, anteilig die Tarifsteigerungen zu übernehmen, konsequent seit Jahren nicht eingehalten.  

Die massiven Tarifsteigerungen seit 2023 sowie die stagnierende Zuschussentwicklung beim Land - und nun auch bei Stadt und Landkreis - führen das Schlosstheater in eine strukturelle Unterfinanzierung, obwohl in der Jubiläumsspielzeit sogar Zuschauer- und Einnahmerekorde erreichen werden konnten. 
Der über Jahre aufgelaufene Konsolidierungsdruck konnte bisher über zusätzliche Drittmittel, die Entnahme aus erwirtschafteten Eigeneinnahmen sowie durch kostensparende Eigenleistungen und Effizienzsteigerungen abgewehrt werden. Der Kostendruck liegt vor allem im Personalbereich, welcher bis zu 80 Prozent der Gesamtkosten ausmacht und der Tarifdynamik unterworfen ist. 
Die Eigeneinahmen liegen beim Schlosstheater bereits überdurchschnittlich hoch, können hier jedoch keine ausreichende Hebelwirkung entfalten. 
Bis zum 1.9.2026 muss nun entweder der Zuschuss in Höhe der tarif- und inflationsbedingten Kostensteigerungen anteilig angepasst werden, oder es muss ein Sockelbetrag in Höhe von über 500.000 Euro beim Theater eingespart oder anderweitig finanziert werden.  

 CZ: Haben Sie bereits Möglichkeiten zur Einsparung ausgelotet, wenn ja, wo sehen Sie Einsparpotenziale?  

Ein vor zwei Jahren in Auftrag gegebenes Theaterkonzept hatte aufgezeigt, dass das Schlosstheater auch im nationalen Vergleich mit anderen Theatern bereits effizient arbeitet. Das Schlosstheater bereitet sich seit einem Jahr auf eine Konsolidierung vor, deren Ursachen außerhalb der eigenen Verantwortung und Gestaltungspotenziale liegen, um diese Phase der Unterfinanzierung der Haushalte zu überstehen. 
Das erfolgreiche Leistungsangebot soll vorerst erhalten bleiben. Die Veränderungen zielen in vielen Bereichen auf innovative Aufgabenverlagerungen und Effizienzsteigerung. Einzelne kleinere Maßnahmen wurden bereits vollzogen, beispielsweise der Umzug der Theaterkasse oder auch die Einrichtung von Garderobenspinden im Keller zusammen mit der Stadt, auch damit die Theatergarderobe tagsüber Schlossbesuchern dienen kann. Alle weiteren Maßnahmen werden derzeit auf den jeweiligen Verantwortungsebenen vorbereitet, abgestimmt und dann entschieden.  

Die dabei mit allen Verantwortlichen zu erörternde Frage ist: welche Hebel hat das Theater in der Hand, welche Konsolidierungsmaßnahmen sind mit welchen Effekten und Chancen, aber auch Risiken und Leistungsverlusten mach- und vertretbar; eine mittelfristige Perspektive muss aufzeigen, welche Verluste (Kulturabbau) drohen, nachdem durch eine Konsolidierung in diesem Umfang der Theaterbetrieb ausoptimiert worden ist? Denn die entscheidende Frage wird sein, für wie lange wirken die Maßnahmen, wenn der Konsolidierungs-Druck bei Nicht-Änderung der Zuschusssituation dynamisch bleibt?   

 CZ: Sehen Sie die Möglichkeit, weitere Sponsoren zur Finanzierung des Schlosstheaters zu gewinnen?  

 Zu den Konsolidierungsbemühungen gehören auch Einnahmesteigerungen. Hierzu gehört die Gewinnung neuer Sponsoren oder Förderer wie jüngst CeH4 oder die Ritterschaft, sowie die Einwerbung von Projekt-Fördermitteln, auch die Anpassung der Eintrittspreise muss geprüft werden. Der Herausforderung, die Finanzierung des Theaterangebots breiter aufzustellen, stellen wir uns auf vielen weiteren Handlungsfeldern. Denn es gilt, den Reichtum des Schlosstheaters für die Menschen der Region zu erhalten.